DIE STRASSEN STANDEN VOLLER GAFFER

Privatarchiv B. Kukatzki

DIE STRASSEN STANDEN VOLLER GAFFER

„… mindestens sechs Mann holten uns. Ich konnte mir nicht versagen zu ihnen zu sagen, warum schießt ihr uns nicht tot, das wäre mir lieber. Im Autobus waren schon die Juden vom Oberdorf, aber niemand weinte. Die Straßen standen voll Gaffer, aber sehr ruhig. Frau Fleckenstein kam weinend und umarmte uns … Mit dem Autobus ging es in den Hof der Maxschule in Ludwigshafen, dort wurde Geld gewechselt, für uns hat es nicht mehr gereicht. Es gab zu essen, Suppe, Brot und Wurst. Wir konnten nicht essen. … Ich [saß] inmitten unseres Gepäcks auf dem Boden. Es wurde fotografiert und gegafft. Uns ließ es gleichgültig. Wir wurden um 3 Uhr in alte französische Wagen verladen … Dadurch, dass man Franken ausgeteilt [bekam], hatten wir die Gewissheit, dass wir nicht nach Polen kommen, was eine Erleichterung war.“

Aus einem Brief von Ida Löb, Mutterstadt, an ihre Verwandten, 13.10.1941