22. OKTOBER 1940
Im Oktober 1940 ordneten der Gauleiter der Saarpfalz, Josef Bürckel, und sein Amtskollege in Baden, Robert Wagner, die Ausweisung aller Jüdinnen und Juden aus der Pfalz, dem Saarland und Baden in den unbesetzten Teil Frankreichs an. Ohne Vorankündigung wurden am frühen Morgen des 22. Oktobers 1940 insgesamt 6.538 jüdische Männer, Frauen und Kinder, davon 825 aus der Pfalz, in ihren Wohnungen verhaftet. Deutlich sichtbar für die Bevölkerung wurden sie zu Sammelstellen gebracht und von dort in Zügen Richtung Frankreich deportiert. Nur diejenigen, die mit „arischen“ Partnerinnen und Partnern verheiratet waren, blieben zunächst verschont.
Die französische Regierung in Vichy leitete die Züge mit den unerwünschten Jüdinnen und Juden in das Internierungslager Gurs am Rande der Pyrenäen. Das Lager war nicht auf die vielen Neuankömmlinge vorbereitet. Die Lebensbedingungen waren katastrophal: Die Baracken waren stark überbelegt, es gab zu wenige sanitäre Einrichtungen, kaum Lebensmittel und Medikamente. Viele der meist älteren Deportierten starben bereits kurz nach der Ankunft.
Ab 1941 wurden ein Teil der Internierten in andere Lager in Südfrankreich verlegt. Einigen gelang es noch auszuwandern oder zu fliehen und sich zu verstecken. Durch den mutigen Einsatz von Widerstandsorganisationen und religiösen Vereinigungen konnte der Großteil der deportierten Kinder gerettet werden. Die Mehrheit der erwachsenen Jüdinnen und Juden wurde jedoch ab August 1942 nach Auschwitz und in andere Vernichtungslager in Osteuropa verschleppt und dort ermordet.